Bezirksjägermeister von Leibnitz: ein Interview (Kleine Zeitung)

In der Kleinen Zeitung wurde vor einigen Tagen ein Interview mit dem neuen Bezirksjägermeister von Leibnitz, Wolfgang Neubauer, veröffentlicht.
http://www.kleinezeitung.at/steiermark/suedsuedwest/5109758/Wolfgang-Neubauer-im-Interview_So-tickt-der-neue-Bezirksjaegermeister

Hier unser Kommentar dazu.

Dem unwissenden Leser / der unwissenden Leserin wird durch die Worte von Herrn Neubauer und durch den nebigen Kommentar vermittelt, dass das Aussetzen von Fasanen zur Erhöhung der Jagdstrecke durch die 18. Jagdgesetznovelle beendet wurde.
Diese Praxis ist allerdings bereits seit 2005 verboten! Der entsprechende Paragraph 59 des Steiermärkischen Jagdgesetzes laut in der damals (und bis zur Novellierung vom 27. Juli) gültigen Fassung:
„Das Auswildern von Wildarten und -unterarten – ausgenommen Jagdfasan, Rebhuhn und Stockente zur Bestandesstützung – in den einzelnen Jagdgebieten ist nur mit Zustimmung der Landesregierung auf Grund eines wildbiologischen Gutachtens und nach Anhörung der Steirischen Landesjägerschaft sowie der Landeskammer für Land- und Forstwirtschaft zulässig, […]“. (https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/Landesnormen/LST40017211/LST40017211.html)
Laut dem Büro des Landesrats für Jagd, Johann Seitinger, war und ist seit 2005 ausschließlich das Aussetzen zur Bestandstütze erlaubt.
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Fasanenabschießen: ein Radio-Interview

Vor wenigen Tagen haben wir uns mit einer Reporterin von Radio Helsinki getroffen und mit ihr über die Fasanenjagd gesprochen. Wir sind auf die Geschehnisse der letzten Fasanen-Treibjagden in der Steiermark eingegangen, auf die gesetzliche Grundlage und unsere Kritik an der Kontrolle durch die zuständigen Behörden.
Hier kann man den Beitrag nachhören:
https://cba.fro.at/327280

Wie hat das Fleisch auf dem Teller eigentlich gelebt?

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Wie oft stellen sich KonsumentInnen von Tierprodukten eigentlich die Frage, wie sogenannte „Nutztiere“ in Österreich leben? Wie oft werden sie dabei durch geschicktes Agrar-Marketing geblendet?

Persönliche Gespräche mit FleischesserInnen ergeben meistens, dass diese durch die Bank 1) ganz selten Fleisch kaufen, 2) dann nur in Bio-Qualität und keinesfalls aus Massentierhaltung und 3) meistens ohnehin direkt bei den LandwirtInnen. Das ist zumindest das, was sie uns sagen – und womöglich auch selbst glauben möchten.
Nach den Daten der AMA (Agrarmarkt Austria) und Statistik Austria blieb der Pro-Kopf-Fleischverbrauch zumindest seit 1995 in seiner Gesamtmenge unverändert bei 65kg. Es scheint also sehr unwahrscheinlich, dass eine große Menge an FleischesserInnen plötzlich nur mehr „ganz selten“ Fleisch kauft.
Ebenso aus einer Statistik der AMA wird deutlich, dass der Bio-Anteil im verkauften Fleisch mengenmäßig bei etwas über 2% liegt. Milch und Eier schneiden mit 15% bzw. 10% etwas besser ab, jedoch werden auch diese Zahlen den Aussagen der KonsumentInnen nicht gerecht. Gut 30% des Fleisches werden in Discountern gekauft.
Ein Reader der BOKU Wien (Universität für Bodenkultur) über Direktvermarktung  von Lebensmitteln (Ab-Hof-Verkauf, Bauernmärkte und Zustelldienste) aus dem Jahr 2005, haben diese bei Fleisch einen Anteil von 10% Marktanteil, Wurst und Schinken kommen nur auf 2%.
Damit können wir fürs Erste getrost annehmen, dass die überwältigende Mehrheit des  Fleisches im konventionellen Lebensmittelhandel gekauft wird und aus ebenso konventioneller Tierhaltung stammt.
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Olympia und Pferdesport

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Die Frage, ob sich die Nutzung von Pferden für den Reitsport mit Tierrechten in Einklang bringen lässt, ist keine einfache. Viele Praktiken und Reitarten sind allerdings sehr kritisch zu sehen.

Eindrücklich wird das alle vier Jahre bei den Olympischen Spielen. Nicht nur in den einschlägigen Reitbewerben geht es mitunter heftig zu – viele und gefährliche Stürze ereignen sich im Cross-Country der Vielseitigkeit. Besonders aber der Moderne Fünfkampf zeichnet sich durch extreme Ignoranz den Tieren gegenüber aus.
Bei dieser Disziplin werden die Pferde vom Veranstalter bereitgestellt und den Athleten und Athletinnen zugelost. Es gibt keine Phase des Kennenlernens zwischen Pferd und Reiter/Reiterin. Die Tiere werden benutzt wie Maschinen, wie Sportgeräte. Folglich ist auch nicht zu erwarten, dass hier besondere Rücksichtnahme auf die Interessen oder Ängste der Pferde gezeigt wird.

Nicht nur für die Pferde ist diese Ignoranz gefährlich: Vor wenigen Tagen stürzte die Moderne Fünfkämpferin Leydi Laura Moya (Kuba) während des Springreitwettbewerbs schwer, weil die Stute Concordina ein Hindernis nicht überspringen wollte.

Von Seiten der Veranstalter und der Richter/Richterinnen wird das Tierwohl angeblich als absolute Priorität gesehen. So wurde der brasilianische Springreiter Stephan de Freitas Barcha disqualifiziert, da man Blut an den Flanken seines Pferdes fand – aufgrund von Verletzungen durch heftigen Sporeneinsatz.
Bei der niederländischen Dressurreiterin Adelinde Cornelissen entschieden die Olympia-TierärztInnen, dass sie mit ihrem Pferd Parzival antreten könne, obwohl er am Vortag 40°C Fieber hatte und eine geschwollene Gesichtshälfte. Kurz vor seinem Einsatz entschied sich Cornelissen doch gegen den Auftritt. Trotzdem erwägt eine ehemalige Dressur-Richterin eine Anzeige wegen Tierquälerei.
Auch im US-Team musste die Springreiterin Beezie Madden nach der ersten Runde aufgeben, da sich ihr Pferd Cortes „C“ eine Sehnenverletzung zugezogen hatte.

Was bleibt, ist ein äußerst bitterer Nachgeschmack. Der professionelle Pferdesport wird als Kooperation zwischen Mensch und Pferd verkauft – doch wenn dies auf gegenseitigem Einverständnis beruht, wozu braucht es dann Sporen und Kandaren? Warum müssen offizielle Richter und Richterinnen Disqualifikationen vornehmen, weil die Pferde blutig gestochen werden? Warum werden Pferde, mit individuellen Eigenschaften und Vorlieben, wie Sportgeräte verlost und dann benutzt? Warum werden Pferde zu Aufgaben gezwungen, die für sie ein hohes Verletzungsrisiko bergen, wie dem Spring- und Cross-Country-Sport?

(Anmerkung: Wenn von „ihrem“ oder „seinem“ Pferd geschrieben wurde, ist dies nicht als besitzanzeigend zu verstehen.)

(Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Olympische_Sommerspiele_2012#/media/File:Olympic_Cross-country_Greenwich_2012_-Zara_Phillips.jpg)