Olympia und Pferdesport

Olympic_Cross-country_Greenwich_2012_-Zara_Phillips

Die Frage, ob sich die Nutzung von Pferden für den Reitsport mit Tierrechten in Einklang bringen lässt, ist keine einfache. Viele Praktiken und Reitarten sind allerdings sehr kritisch zu sehen.

Eindrücklich wird das alle vier Jahre bei den Olympischen Spielen. Nicht nur in den einschlägigen Reitbewerben geht es mitunter heftig zu – viele und gefährliche Stürze ereignen sich im Cross-Country der Vielseitigkeit. Besonders aber der Moderne Fünfkampf zeichnet sich durch extreme Ignoranz den Tieren gegenüber aus.
Bei dieser Disziplin werden die Pferde vom Veranstalter bereitgestellt und den Athleten und Athletinnen zugelost. Es gibt keine Phase des Kennenlernens zwischen Pferd und Reiter/Reiterin. Die Tiere werden benutzt wie Maschinen, wie Sportgeräte. Folglich ist auch nicht zu erwarten, dass hier besondere Rücksichtnahme auf die Interessen oder Ängste der Pferde gezeigt wird.

Nicht nur für die Pferde ist diese Ignoranz gefährlich: Vor wenigen Tagen stürzte die Moderne Fünfkämpferin Leydi Laura Moya (Kuba) während des Springreitwettbewerbs schwer, weil die Stute Concordina ein Hindernis nicht überspringen wollte.

Von Seiten der Veranstalter und der Richter/Richterinnen wird das Tierwohl angeblich als absolute Priorität gesehen. So wurde der brasilianische Springreiter Stephan de Freitas Barcha disqualifiziert, da man Blut an den Flanken seines Pferdes fand – aufgrund von Verletzungen durch heftigen Sporeneinsatz.
Bei der niederländischen Dressurreiterin Adelinde Cornelissen entschieden die Olympia-TierärztInnen, dass sie mit ihrem Pferd Parzival antreten könne, obwohl er am Vortag 40°C Fieber hatte und eine geschwollene Gesichtshälfte. Kurz vor seinem Einsatz entschied sich Cornelissen doch gegen den Auftritt. Trotzdem erwägt eine ehemalige Dressur-Richterin eine Anzeige wegen Tierquälerei.
Auch im US-Team musste die Springreiterin Beezie Madden nach der ersten Runde aufgeben, da sich ihr Pferd Cortes „C“ eine Sehnenverletzung zugezogen hatte.

Was bleibt, ist ein äußerst bitterer Nachgeschmack. Der professionelle Pferdesport wird als Kooperation zwischen Mensch und Pferd verkauft – doch wenn dies auf gegenseitigem Einverständnis beruht, wozu braucht es dann Sporen und Kandaren? Warum müssen offizielle Richter und Richterinnen Disqualifikationen vornehmen, weil die Pferde blutig gestochen werden? Warum werden Pferde, mit individuellen Eigenschaften und Vorlieben, wie Sportgeräte verlost und dann benutzt? Warum werden Pferde zu Aufgaben gezwungen, die für sie ein hohes Verletzungsrisiko bergen, wie dem Spring- und Cross-Country-Sport?

(Anmerkung: Wenn von „ihrem“ oder „seinem“ Pferd geschrieben wurde, ist dies nicht als besitzanzeigend zu verstehen.)

(Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Olympische_Sommerspiele_2012#/media/File:Olympic_Cross-country_Greenwich_2012_-Zara_Phillips.jpg)